Beiträge Prof. Dr. H. Bonnenberg
Hochtemperatur-Reaktor mit Kugelhaufen (2007) – Entwurfsfassung
FUKUSHIMA zeigt unerbittlich den Geburtsfehler des Leichtwasserreaktors LWR
von
Dr. -Ing. Heinrich Bonnenberg, Mitglied KTG Kerntechnische Gesellschaft e.V.
Mitglied DGAP Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V.
Mitglied VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.
12. März 2011 – Die Brennelemente des LWR sind nicht inhärent sicher; sie bedürfen der aktiven
Kühlung, auch nach Abschaltung des Kernkraftwerks, sogar nach ihrer Entnahme aus dem Reaktor für
etwa fünf Jahre. Die Brennelemente sind das bei weitem schwächste Glied des LWR. In ihnen ist die
mangelnde Sicherheit des LWR begründet. Sie sind der Geburtsfehler des LWR. Das Brennelement des LWR führt sich zurück auf die U-Boot-Reaktoren des US-amerikanischen Admirals Hyman Rickover, eingesetzt in einer Umgebung mit immer vorhandenem Kühlwasser und ohne Bevölkerung.
Der Leichtwasserreaktor LWR (Siedewasserreaktor und Druckwasserreaktor) und der Hochleistungsreaktor RBMK (wie in Tschernobyl) haben ihre Wurzeln in der militärischen Aufrüstung, wie nahezu alle Reaktortypen. Bei all diesen Systemen stand nicht die Sicherheit im Vordergrund, sondern vielmehr ihr Zweck. Der LWR fungierte als kompakte, nahezu versorgungsunabhängige Energiequelle für den Antrieb von U-Booten. Der RBMK diente der Erzeugung von Plutonium für Waffen. Die beiden
Systeme sich technisch und reaktorphysikalisch völlig unterschiedlich, mit auch unterschiedlichen
Unsicherheiten.
Das Konzept des U-Boot-LWR wurde Anfang der 1950er Jahre umfunktioniert zu einem Kraftwerk
auf Land, wo die Verfügbarkeit von Kühlwasser nicht rundum gewährleistet werden kann, und mit
Bevölkerung in der Umgebung (vom miserablen Wirkungsgrad (Energieeffizienz) dieses Kraftwerks
ganz zu schweigen): http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Shippingport.
Das war die Vergewaltigung einer militärischen Entwicklung hin zu einer sicherheitstechnischen
Fehlkonstruktion für die Elektrizitätswirtschaft.
Mit unterschiedlichsten Barrieren um den Brennstoff und vielen Vorkehrungen zur Aufrechterhaltung
der Kühlung, alles störanfällige Einrichtungen, wird die Schwäche des Brennelements sicherheitstechnisch versteckt; mit pseudo-wissenschaftlichen Risikoanalysen wird versucht, die durch diese Schwäche bedingten Unfälle durch den Begriff „Unwahrscheinlichkeit“ zu vertuschen. Keine Versicherung der Welt ist bereit, das so genannte Restrisiko zu versichern.
Viele qualifizierte Ingenieure und Techniker arbeiten bis heute daran, die Sicherheit des LWR unter
der Vorgabe zu verbessern, dass „Sicherheit ein dynamischer Begriff“ ist, wie DER SPIEGEL 1987
schrieb: www.spiegel.de/spiegel/print/d-13525030.html
Der Versuchung, Wirtschaftlichkeit vor Sicherheit einzuordnen, konnte und kann die Energiewirtschaft nicht widerstehen; eine Branche der Verabredungen zwischen Politik und Wirtschaft ohne Rücksichtnahme auf den Bürger.
Die Sicherheitstechnik des LWR konnte und kann nicht so weit entwickelt werden, dass die Kraftwerke gegen die Auswirkungen menschlichen Versagens, vor allen der Entscheidungsträger in Politik und
Management, völlig gefeit sind. So bleiben auch Havarien möglich, die mit schweren Schädigungen
der Betriebsmannschaft, der Menschen außerhalb der Anlage, der Natur und der Wirtschaft einhergehen. Die Havarien in Tschernobyl und Fukushima haben das unerbittlich gezeigt.
Die Mutation des LWR vom U-Boot-Antrieb zum Kernkraftwerk der Stromerzeugung war und ist für
die US-Unternehmen General Electric und Westinghouse ein sehr einträgliches Geschäft. In diesem
Sinne haben sie diese Fehlentwicklung weltweit durch Lizenzvergaben verbreitet; wie zwei Riesenkraken der Energietechnik.
Der Geburtsfehler des LWR, das Brennelement, wirkt sich aus bis in die Behandlung der genutzten
Brennelemente in den Wiederaufbereitungs- und Konditionierungsanlagen mit ihrem hohen Gefährdungspotential der chemischen Prozesse voller Radioaktivität. Es gab beim LWR nie eine geschlossene Konzeption der Sicherheit für den gesamten Kernbrennstoffkreislauf – von der Auslegung des Brennelements bis zur Behandlung des nuklearen Abfalls – mit der Vorgabe, dass nirgends nennenswertes Gefährdungspotential erlaubt ist.
Im Gegensatz zum LWR wurde der europäische Hochtemperaturreaktor HTR sehr wohl mit einer
geschlossenen Sicherheitskonzeption entwickelt, ausdrücklich als Stromerzeugungsanlage für dicht
besiedelte Regionen, z.B. Nordrhein-Westfalen in Deutschland, bis hin zur gefahrlosen Endlagerung
des Abfalls. Leider scheiterte der HTR an Wirtschaft und Politik. Die weltweite Lobby des LWR war
übermächtig.
Das Zeitalter Kernenergie ist vorbei, es sei denn, es wird die Kraft aufgebracht, den inhärent sicheren
Hochtemperaturrektor HTR – mit seiner Unmöglichkeit einer Kernschmelze – zur Marktreife zu bringen, vor allem als mittelgroße Anlage für Städte. Allerdings wird wegen des großen Vertrauensverlusts gegenüber der Kernenergie im Allgemeinen auch der HTR wohl keine Zukunft mehr haben, mit der Ausnahme vielleicht in China.
Alle LWR, diese gefährliche Fehlkonstruktion, gehören mittelfristig aus dem Verkehr gezogen.
Die Kernkraftwerke werden durch Erdgaskraftwerke mit sehr hohem Wirkungsgrad ersetzt werden. Es
gibt genügend Erdgas weltweit. Das bedeutet allerdings, dass sich die Politik endlich von der CO2-
Lüge befreit, dass menschgemachtes CO2 das Klima verändert, so wie sie sich jetzt von der LWRLüge lossagt, dass der LWR sicher sei. Die so genannten alternativen Energieträger Sonne, Wind,
Biomasse und andere mögen ihren angemessenen Beitrag leisten.
https://web.archive.org/web/20131004213257/http://www.cenjur.de/energie/soinf_bonnenberg.pdf
Den Beitrag stellte freundlicherweise Herr Dr. Bonnenberg cenjur zur Verfügung.